Human Rights Colloquium: Digitaler Totalitarismus und seine Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Zivilgesellschaft in China“ mit Gastwissenschaftler Dr. Teng Biao und Dr. Daniel Sprick
Human Rights Colloquium zum Thema „Digitaler Totalitarismus und seine Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Zivilgesellschaft in China“ mit Gastwissenschaftler Dr. Teng Biao und Dr. Daniel Sprick
Am 19. November 2025 veranstaltete das CHREN den zweiten Vortrag von Dr. Teng Biao unter der Leitung von Dr. Alexandra Kaiser, bei dem Dr. Daniel Sprick als Diskutant fungierte, im Rahmen eines lebhaften Kolloquiums. Die rasante Entwicklung digitaler Technologien hat beispiellose Formen staatlicher Kontrolle ermöglicht, bei denen digitale Überwachung, Big Data und zunehmend auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um die hochtechnologische Kontrolle zu verstärken, was tiefgreifende Auswirkungen auf die chinesische Gesellschaft hat, insbesondere auf die (verbliebene) Zivilgesellschaft und Menschenrechtsverteidiger, und die Möglichkeiten für Interessenvertretung und Widerstand einschränkt.
Dr. Teng ordnete diese Praktiken in das gesamte Regierungssystem Chinas ein und bezeichnete sie als Manifestationen eines digitalen Totalitarismus – ein System, das seiner Meinung nach in seinen Kontrollbestrebungen so effektiv ist, dass es den Menschen nicht nur das Gefühl gibt, Widerstand sei zu schwierig, sondern dass Widerstand für eine große Zahl von Menschen sogar völlig sinnlos ist. Dr. Sprick stellte diese Analyse in Frage, indem er kritische Fragen zum Umfang digitaler Kontrollsysteme sowie zur anhaltenden Rolle gesetzlicher und gesellschaftlicher Beschränkungen der Macht der chinesischen Partei-Staatsführung aufwarf. Er stellte nicht nur das heutige China den Systemen des 20. Jahrhunderts (einschließlich der Mao-Ära) gegenüber, die zur Analyse „totalitärer” Systeme führten, sondern analysierte auch, wie sich die algorithmischen Regierungsmethoden des chinesischen Parteistaats mit denen demokratischer Regierungssysteme vergleichen lassen. Ihre Beiträge regten zu weiteren Überlegungen und Debatten über die Reichweite globaler Autokratien, insbesondere im digitalen Bereich, an. Die Veranstaltung wurde durch die finanzielle Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht.
Über den Referenten, den Vorsitzenden und den Diskutanten
Dr. Teng Biao, Bild: FAU/Nathalie Schneider
Dr. Teng Biao ist Menschenrechtsanwalt und Gastwissenschaftler am Lehrstuhl für Menschenrechtsrecht der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Er hat einen Doktortitel in Rechtswissenschaften der Peking-Universität und war zuvor Dozent an der China University of Politics and Law in Peking, Pozen-Gastprofessor an der University of Chicago, Hauser-Menschenrechtsstipendiat am Hunter College (City University of New York) und Gastwissenschaftler an der New York University, Harvard, Yale und dem Institute for Advanced Study in Princeton. Dr. Teng war Mitbegründer von zwei Menschenrechts-NGOs in Peking – der Open Constitution Initiative im Jahr 2003 und China Against the Death Penalty im Jahr 2010. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Menschenrechte, soziale Bewegungen, Recht und Politik sowie transnationale Repression in China. Sein Gastforschungsaufenthalt an der FAU wird durch die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht.
Discussant Dr. Daniel Sprick, Bild: FAU/Nathalie Schneider
Dr. Daniel Sprick ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für chinesische Rechtskultur an der Universität zu Köln, wo er verschiedene Lehrveranstaltungen zur chinesischen Rechtsgeschichte sowie zum chinesischen Wirtschafts- und Handelsrecht unterrichtet. Im Jahr 2008 wurde er mit dem Hanenburg-Yntema-Preis für die beste europäische Dissertation zum chinesischen Recht ausgezeichnet. Er promovierte am Ostasieninstitut der Universität zu Köln über die Grenzen der Selbstverteidigung im chinesischen Strafrecht. Seine Forschungsschwerpunkte sind chinesisches Strafrecht, Wettbewerbsrecht, Recht und Gesellschaft sowie Recht und Technologie in China. Seine Kommentare zum digitalen Autoritarismus sind unter anderem in The Diplomat erschienen.
Dr. Alexandra Kaiser ist Akademische Rätin / Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Menschenrechtsrecht (AvH-Professur). Bevor sie im März 2024 zu Prof. Pils‘ Lehrstuhl an der FAU kam, arbeitete Alexandra als Postdoktorandin am Institutum Iurisprudentiae, Academia Sinica in Taipeh. Zuvor war Alexandra Kaiser als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für chinesische Rechtskultur an der Universität zu Köln (2017-2020) und als Postdoktorandin am Lehrstuhl für Menschenrechtspolitik (Prof. Dr. Katrin Kinzelbach) tätig, wo sie ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde (2021-2024).
Über das FAU CHREN Human Rights Colloquium
Organisiert vom Forschungszentrum für Menschenrechte Erlangen-Nürnberg (FAU CHREN) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, bringt unser inter- und transdisziplinäres Kolloquium Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um aktuelle Themen der Menschenrechtsforschung und -praxis zu diskutieren.
Die Kolloquien finden fortlaufend statt und werden gemeinsam von Dr. Janina Heaphy und Prof. Dr. Eva Pils organisiert. Die Teilnahme ist nur auf Einladung möglich. Anfragen richten Sie bitte an die Organisatorinnen und/oder an humanrights@fau.de.
Human Rights Colloquium zum Thema „Digitaler Totalitarismus und seine Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Zivilgesellschaft in China“ mit Gastwissenschaftler Dr. Teng Biao und Dr. Daniel Sprick
Am 19. November 2025 veranstaltete das CHREN den zweiten Vortrag von Dr. Teng Biao unter der Leitung von Dr. Alexandra Kaiser, bei dem Dr. Daniel Sprick als Diskutant fungierte, im Rahmen eines lebhaften Kolloquiums. Die rasante Entwicklung digitaler Technologien hat beispiellose Formen staatlicher Kontrolle ermöglicht, bei denen digitale Überwachung, Big Data und zunehmend auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um die hochtechnologische Kontrolle zu verstärken, was tiefgreifende Auswirkungen auf die chinesische Gesellschaft hat, insbesondere auf die (verbliebene) Zivilgesellschaft und Menschenrechtsverteidiger, und die Möglichkeiten für Interessenvertretung und Widerstand einschränkt.
Dr. Teng ordnete diese Praktiken in das gesamte Regierungssystem Chinas ein und bezeichnete sie als Manifestationen eines digitalen Totalitarismus – ein System, das seiner Meinung nach in seinen Kontrollbestrebungen so effektiv ist, dass es den Menschen nicht nur das Gefühl gibt, Widerstand sei zu schwierig, sondern dass Widerstand für eine große Zahl von Menschen sogar völlig sinnlos ist. Dr. Sprick stellte diese Analyse in Frage, indem er kritische Fragen zum Umfang digitaler Kontrollsysteme sowie zur anhaltenden Rolle gesetzlicher und gesellschaftlicher Beschränkungen der Macht der chinesischen Partei-Staatsführung aufwarf. Er stellte nicht nur das heutige China den Systemen des 20. Jahrhunderts (einschließlich der Mao-Ära) gegenüber, die zur Analyse „totalitärer” Systeme führten, sondern analysierte auch, wie sich die algorithmischen Regierungsmethoden des chinesischen Parteistaats mit denen demokratischer Regierungssysteme vergleichen lassen. Ihre Beiträge regten zu weiteren Überlegungen und Debatten über die Reichweite globaler Autokratien, insbesondere im digitalen Bereich, an. Die Veranstaltung wurde durch die finanzielle Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht.
Über den Referenten, den Vorsitzenden und den Diskutanten
Dr. Teng Biao ist Menschenrechtsanwalt und Gastwissenschaftler am Lehrstuhl für Menschenrechtsrecht der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Er hat einen Doktortitel in Rechtswissenschaften der Peking-Universität und war zuvor Dozent an der China University of Politics and Law in Peking, Pozen-Gastprofessor an der University of Chicago, Hauser-Menschenrechtsstipendiat am Hunter College (City University of New York) und Gastwissenschaftler an der New York University, Harvard, Yale und dem Institute for Advanced Study in Princeton. Dr. Teng war Mitbegründer von zwei Menschenrechts-NGOs in Peking – der Open Constitution Initiative im Jahr 2003 und China Against the Death Penalty im Jahr 2010. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Menschenrechte, soziale Bewegungen, Recht und Politik sowie transnationale Repression in China. Sein Gastforschungsaufenthalt an der FAU wird durch die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht.
Dr. Daniel Sprick ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für chinesische Rechtskultur an der Universität zu Köln, wo er verschiedene Lehrveranstaltungen zur chinesischen Rechtsgeschichte sowie zum chinesischen Wirtschafts- und Handelsrecht unterrichtet. Im Jahr 2008 wurde er mit dem Hanenburg-Yntema-Preis für die beste europäische Dissertation zum chinesischen Recht ausgezeichnet. Er promovierte am Ostasieninstitut der Universität zu Köln über die Grenzen der Selbstverteidigung im chinesischen Strafrecht. Seine Forschungsschwerpunkte sind chinesisches Strafrecht, Wettbewerbsrecht, Recht und Gesellschaft sowie Recht und Technologie in China. Seine Kommentare zum digitalen Autoritarismus sind unter anderem in The Diplomat erschienen.
Dr. Alexandra Kaiser ist Akademische Rätin / Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Menschenrechtsrecht (AvH-Professur). Bevor sie im März 2024 zu Prof. Pils‘ Lehrstuhl an der FAU kam, arbeitete Alexandra als Postdoktorandin am Institutum Iurisprudentiae, Academia Sinica in Taipeh. Zuvor war Alexandra Kaiser als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für chinesische Rechtskultur an der Universität zu Köln (2017-2020) und als Postdoktorandin am Lehrstuhl für Menschenrechtspolitik (Prof. Dr. Katrin Kinzelbach) tätig, wo sie ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde (2021-2024).
Über das FAU CHREN Human Rights Colloquium
Organisiert vom Forschungszentrum für Menschenrechte Erlangen-Nürnberg (FAU CHREN) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, bringt unser inter- und transdisziplinäres Kolloquium Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um aktuelle Themen der Menschenrechtsforschung und -praxis zu diskutieren.
Die Kolloquien finden fortlaufend statt und werden gemeinsam von Dr. Janina Heaphy und Prof. Dr. Eva Pils organisiert. Die Teilnahme ist nur auf Einladung möglich. Anfragen richten Sie bitte an die Organisatorinnen und/oder an humanrights@fau.de.